Manuelle Facilitation

Vom 11.-12. Februar fand das Seminar: Manuelle Facilitation für AAPler in Witten statt.  Auf unserer letzten Tagung im März 2016 hatten wir Tinka Thede (Lehrlogopädin und Dozentin der Hochschulen in Arnheim und Nijmwegen) zu Besuch, die uns mit einem Workshop in diese faszinierende Methode eingeführt hat. Diese ersten Eindrücke machten Lust auf mehr und es war kein Problem genügend interessierte Teilnehmer für ein 1,5 tägiges Seminar zu finden. Auch diesmal begeisterte uns Tinkas Methodik, sowie ihr Fachwissen und ihre humorvolle Art.  In vielen praktischen Einheiten durften wir uns selbst und anderen gekonnt „an die Kehle gehen“. Dass wir uns dabei mit der Kehlkopfanatomie beschäftigt haben, hat uns nochmal gezeigt, wie und wieso dieses wunderbare Organ so vielseitig und flexibel funktioniert.

Diagnostik und Therapie

Schritt für Schritt wurden wir am ersten Tag in die Diagnostik eingeführt, wobei es hier darum ging, Spannungszustände in der Atemhillfs- und der Kehlkopfmuskulatur festzustellen und die Beweglichkeit zu testen. Wieder einmal staunten wir darüber, wie beweglich die Kehlkopfknorpel sind und wie frei der Kehlkopf im Hals durch die Muskulatur in Balance gehalten wird. Obschon alle vom Fach (AAP-Stimmtrainer mit logopädischem oder gesangstechnischem Hintergrund) war den meisten nicht bewusst, dass der Kehlkopf nicht nur vertikal sondern auch horizontal bewegbar ist. Zungenbein und Schildknorpel lassen sich vorsichtig sogar gegeneinander in verschiedene Richtungen bewegen. Auf diese Art kann verspannte Kehlkopfmuskulatur gedehnt werden. Der Effekt: viel mehr Raum für die Stimme. Auch ein Kloßgefühl und/oder Schluckbeschwerden können durch die Dehnung verspannter Muskulatur verschwinden.

Natürlich gingen wir als Anfänger in der MF sehr behutsam und mit viel Respekt zu Werke, aber auch mit der Erkenntnis , dass auch kleine Muskulatur im Kehlkopf sehr stark und dehnbar ist. Tinka hat uns dabei immer wieder ermutigt, unsere Hände als Augen zu nutzen, uns einzulassen auf die Anatomie und Vertrauen zu entwickeln in die eigenen Hände als Spürorgan.  Gerade beim Ertasten und „Manipulieren” verschiedener Kehlköpfe wurde spürbar, dass es Unterschiede in der Struktur gibt. Die Unterschiede zwischen männlichem und weiblichem Kehlkopf sind klar spürbar (häufig ja auch klar sichtbar durch den ausgeprägteren Adamsapfel). Aber auch innengeschlechtlich konnten Unterschiede ertastet werden. Dies betrifft sowohl die Anatomie wie auch die Sensitivität. Konnte für den einen die Dehnung gar nicht stark genug sein, musste bei anderen äußerst sensibel agiert werden. So war die Fortbildung auch eine Schulung, sich bewusst, wertschätzend und achtsam auf jeden Menschen einzustellen und gut im Kontakt zu sein. Und dies sowohl verbal , durch die Rückmeldungen, wie auch nonverbal, durch das Wahrnehmen von Reaktionen in der Muskelanspannung, Puls und Atemfrequenz.

Insgesamt ein sehr gelungenes Seminar. Vielen Dank an die Referentin Tinka Thede und die Organisatoren Uwe Schürmann und Sylvia Grünitz.